GORM 24 h Rallye 2020 in Olszyna, Polen

[1] Über den Sommer 2020 stiegt die Fieberkurve, weil wir dem 24 h Rennen der GORM entgegen fieberten. In diesen Jahr ist alles anders und es dauerte einige Zeit bis klar war, dass das 24 h Rennen auch in 2020 in Olszyna stattfinden kann. Leider war die 4×4-Rhein-Waal in Kalkar im März ausgefallen, wo auch ein GORM-Lauf geplant war. Es sollte also der erste Einsatz des Race-Toyo VR 105 in diesem Jahr werden.

[2] Der erfolgreiche VR 105 von Vision Racing war bestens vorbereitet. Die kleineren Probleme vom letzten Jahr (zerstörte Batterie, undichte Differentialdichtung) waren durch einfache Wartung und Austausch behoben. Im Rennbetrieb wird die Servopumpe an der Leistungsgrenze beansprucht bzw. die hohen Öltemperaturen belasten die Dichtungen. Der hohe Ölverbrauch der Servopumpe machte deshalb einen Einbau eines zusätzlichen Ölkühlers notwendig. Dies waren alle Änderungen am VR 105. Motor und Getriebe im Originalzustand laufen optimal und ohne Probleme. Das Fahrwerk von RE Suspension wurde gewartet und hatte schon letztes Jahr erstklassige Qualität gezeigt. Der Wechsel aller Öle und ordentliches Abschmieren waren die letzten Vorbereitungsarbeiten.

[3] Das GORM 24h Rennen bot dieses Jahr eine der wenigen Wertungsläufe und Gelegenheit um im Rennbetrieb Erfahrungen und Qualifikationen zu sammeln. Auch deshalb war die Zahl der gemeldeten Teams deutlich größer als letztes Jahr. Das heißt natürlich auch, dass die Konkurrenz in den verschiedenen Wertungsklassen deutlich höher war. Und das hat natürlich auch die Fieberkurve weiter nach oben gedrückt. Können wir im serien-nahen Racetrimm des Toyo VR 105, das ist die T2-Wertungsklasse, nochmal ein so erfolgreiches Rennen fahren wir im vergangenen Jahr?

[4] Das Vision Racing Team besteht in diesem Jahr aus acht Mann und zur Hälfte aus neuen Mitgliedern, die jedoch alle rallyebegeisterte Fahrer von Toyotageländewagen sind. Natürlich dabei sind die beiden Fahrer Uli und Daniel.  Mit einem achtköpfigen Team haben wir die zulässige Mannschaftsstärke, die in diesem Jahr wegen der besonderen Bedingungen begrenzt ist. Da die Küchencrew vom letzten Jahr leider nicht mitkonnte, deren Kochkünste ein wesentlicher Erfolgsfaktor war :-), musste eine Lösung gefunden werden. Das Los fiel auf mich und da ich Herausforderungen als solche sehe, fiel mir auch kein entschiedenes Nein ein…

[5} Unser Race-Wochenende startet bereits Mittwochabend um die letzten Vorbereitungen gemeinsam zu treffen. Der Konvoi besteht aus je einem HZJ 105, der den VR 105 auf dem Hänger zieht, zwei HZJ78, einem HZJ74. Peter ist mit einem aktuellen Hilux Doka dabei, der ein beeindruckendes 15 cm Bodylift hat. Hinten am Haken hat er einen großen Sportcaravan. Der hintere Teil dieses Hängers, in dem sonst die Motorräder sind, dient im Camp als Versorgungslager und Camp-Küche. Eriks Diesel-Caddy ist auch Teil des Toyo-Konvois.

[6] Die Anfahrt ist gewohnt zügig. Pacemaker ist Uli´s 105er mit dem Hänger. Wer immer noch denkt der 1HZ-Motor mit seinen 131 Pferdestärken hat zu wenig Power, wird auf der Hinfahrt enttäuscht. Es ist Sommer und ordentlich heiß. Die obligatorischen Fiebermessungen bei der Einfahrt zum Camp gestalten sich vereinzelt schwierig, insbesondere dort wo in den Fahrzeugen in der Warteschlange die Klimaanlage aus war. Hier müssen Insassen und Fahrzeuge erstmal runter gekühlt werden.

[7] Am Donnerstag werden die ersten Arbeiten zur Einrichtung der Box gemacht und das Camp eingerichtet. Am nächsten Tag dann die technische Abnahme des VR 105 und die Einführungsrunde des deutlich größeren Teilnehmerfeldes in den verschiedenen Wertungsklassen sowie schließlich die Qualifikationsrunde, in der die Startposition ermittelt wird.

[8] Dann endlich ist es soweit. Der Renn-Start ist am Freitag um 20 Uhr. Das ist zu dieser Jahreszeit knapp 2 Stunden vor Sonnenuntergang. Wie im letzten Jahr geht die Rennstrecke nach dem Start in einer riesigen Staubwolke unter. Lange Trockenheit und der sandige Untergrund sind hier die Ursache. Die Rennstrecke ist leicht verkürzt und wir verabreden vorerst denselben Kurs wir letztes Jahr. Alle vier Runden ist ein regulärer Boxenstopp mit Technik-Check und Fahrerwechsel. Der erste Stopp ist vollkommen unproblematisch und Daniel startet den zweiten Turn und kann die Strecke noch in der ersten Runde im Dämmerlicht fahren. Als er dann in der zweiten Runde ist, bekommen wir an der Box die Nachricht, dass Vision Racing VR 105 auf der Strecke steht und gerade geborgen wird. Die Situation ist neu. Hoffentlich nichts was dem Rennen so früh das Ende bereiten kann.

Wir haben Glück weil der Ausfall nahe der Box ist und ein Transport wenig Zeit beansprucht. Der Motor ging aus, ließ sich nicht mehr starten und bekommt keinen Sprit. Nach Öffnen der Motorhaube ist der Fehler nahezu sofort gefunden. Beim Startversuch sprühen Funken aus einer Kabelverbindung, in der auch das Abschaltventil an der Einspritzpumpe anliegt. Da hat sich was losgerüttelt oder anders ausgedrückt die Kabelverbindung war doch nicht nach allen Regeln der Kunst angelegt. Also ein typischer 50-Cent-kostet-das Ersatzteil-Fehler! Unser Glück hierbei: der Fehler ist schnell behoben und sehr viel Zeit haben wir nicht verloren. Daniel fährt seinen Turn gut zu Ende und hat mächtig Spaß – der Wagen läuft tadellos.

So geht es dann die restlichen 20 Stunden – der Toyo läuft perfekt, außer den regulären Boxenstopps müssen die beiden Jungs nicht anhalten. Deren gute Laune bleibt also erhalten. An der Box kommt dann etwas Langeweile auf. Ich gebe mein Bestes und halte mit Snacks und selbstgemachtem Essen die Kerls bei Laune. In der Nacht steigt die Luftfeuchtigkeit, was die Staubbildung auf der Strecke deutlich vermindert.

Die hohe Zuverlässigkeit des VR 105 sorgt für einen hohen Zeit- und Rundenvorsprung. Das ist was beim 24h-Rennen zählt: Durability. Von daher ist das Auto im derzeitigen Zustand ausgereift. Motor und Getriebe sind Serie, das sehr stabile RE-Suspension Fahrwerk sorgt für ein hohes Maß an Sicherheit. Die anderen Faktoren sind natürlich gute Fahrer, die das Auto heile über die Distanz bringen und für das schnelle Instandsetzen ein gutes Team in der Box. Samstagnachmittag steigt nochmal die Spannung weil ein Unwetter angesagt wird. Im Camp müssen Zelte sturmfest gemacht werden und die bange Frage kommt auf: Wird es einen mächtigen Regenguss geben, der nochmal das Rennen entscheidend beeinflussen kann?

Allen Teams bleibt jedoch ein Reifenwechsel und eine Schlammschlacht erspart. Die Vision Racing Fahrer können in den letzten Stunden des Rennens wegen des großen Vorsprungs in der T2-Wertungsklasse materialschonend unterwegs sein. Die Spannung steigt dann doch noch beim Vision Racing Team weil wir mehr und mehr an die Zeiten und Rundenanzahl der T1-Klasse heranfahren können. Auch hier ist die hohe Zuverlässigkeit des VR 105 das entscheidende Moment. Die Teams in der T1-Klasse haben mit mehreren und längeren Boxstopps zu kämpfen.

Samstag 20 Uhr: der Vision Racing VR 105 siegt bei der GORM 24h 2020 in der T2-Klasse. Fahrer und Team sind stolz und glücklich ein erfolgreiches Rennen gefahren zu haben.

[9] Die After-Race-Party beginnt mit einem guten Maß an polnischem Bier. Die Sandbleche an Daniels 78iger müssen hierbei ihre erste Belastungsprobe bestehen :-). Vision Racing würde nicht so heißen wenn nicht schon beim zweiten Bier ein neues Ziel formuliert wird. Wie können wir den VR 105 für einen Start in der T1-Klasse konkurrenzfähig machen?! Gewichtsoptimierung an der Karosse, am Fahrwerk und einige Optimierungen des Motors –  damit wären erste Schritte möglich und die Zuverlässigkeit des Autos bliebe erhalten. Das Vision Racing Projekt T1-Klasse bei der GORM 24 h 2021 ist geboren!